Vor "Der Preis der Ewigkeit"
in Zwischen den Veranstaltungen 15.07.2024 20:05von Solonia Orga • 151 Beiträge
Maxin rannte durch Amerion. Am Himmel hatte der erste Teil der Letzten Zuflucht zu glühen begonnen und strebte auf Solonia zu. Am Ende der langen Straße konnte der Waldläufer bereits den Palast der Dogeressa erkennen, auch wenn der Weg noch ein langer war.
Mit einem lauten Knall barst die Spitze des Mondgesteins und sandte einen ersten Schauer der Zerstörung über die Stadt. Schreie der Verzweiflung und des Todes wurden laut, als die Geschosse einschlugen und ganze Häuser zum Einsturz brachten. Irgendetwas stimmte nicht! Die Berechnungen des Mesters hatten das Meer vor Amerion genannt, doch nun wirkte es, als wäre Amerion selbst zur Zielscheibe geworden!
Melissa spürte die Einschläge bis hinauf in ihren Turm. Hilflos sah sie mit an wie ihre geliebte Stadt zerstört wurde und konnte doch nichts dagegen tun. Als den Gelehrten klar geworden war, dass das Festland getroffen werden würde, war es längst zu spät. Der Dogeressa blieb nur jeden freizustellen und sich um die Einwohner zu kümmern. Doch hatten sie überhaupt noch eine Chance der Katastrophe zu entkommen? Hätte sie selbst eine solche Chance gehabt, wenn sie gegangen wäre?
In der Entfernung sah sie einen Vogel aufsteigen, der etwas mit sich zu tragen schien. Was war aus dem Plan von Tylon von Alkalsa geworden? Hatte er Maxin gefunden und mit ihm etwas herausfinden können, das vielleicht helfen würde? Tränen floßen ihr über die Wange. Es war alles so schrecklich geendet. Jaro lebte nicht mehr und die Trauer ließ es nicht zu Maxin in der Nähe zu behalten. Doch hier, am Ende dieser Welt, fühlte es sich einsam an niemanden bei sich zu haben...
Der Waldläufer stürmte die mit Teppich überzogenen Stufen hinauf und spürte immer wieder wie der Boden erzitterte. Rüstungen waren umgestürzt, Gemälde zu Boden gefallen und es schien niemand mehr hier zu sein. War Melissa wohlmöglich bereits außerhalb der Stadt?
Mit einem lauten Schlag schwang einer der großen Flügel auf und verschaffte Maxin Zutritt.
Maxin: "Melissa!"
Er erblickte die Dogeressa am Panoramafenster, das von Rissen durchzogen war. Sie wandte sich nur langsam zu ihm um, als könnte sie nicht glauben dass er wirklich da war. Mit ein paar schnellen Schritten war er bei ihr und nahm sie in die Arme. Sie wich nicht zurück und ermahnte ihn nicht an die Einhaltung der Etikette. Stattdessen drückte sie ihr Gesicht an seinen Hals und er spürte ihre Tränen.
Melissa: "Es ist zu spät...um jetzt noch zu entkommen."
Er strich ihr vorsichtig über die Haare.
Maxin: "Ich weiß. Ich bin hier um bei dir zu sein."
Sie löste sich leicht von ihm und sah ihn an.
Melissa: "Nach allem was ich gesagt...was ich getan habe?"
Maxin lächelte.
Maxin: "Mein Treueschwur galt nie nur der Dogeressa von Amerion, sondern der Frau, die viel zu selten als Melissa angesprochen wurde."
Ihre Augen füllten sich erneut mit Tränen.
Melissa: "Maxin...ich..."
Maxin: "Es ist in Ordnung. Ich weiß um euer Herz und Jaro war wirklich eine gute Wahl. Doch so wie ich mein Glück nicht finden konnte, war es auch euch und ihm verwehrt. Zumindest jetzt, so nah vor dem unvermeidlichen Ende, will ich euch offen sagen, dass ich euch liebe."
Sie umarmte ihn fest und drückte ihr Gesicht an seine Brust. Für einen kurzen, unendlichen Moment, war Maxin glücklich.
RE: Vor "Der Preis der Ewigkeit"
in Zwischen den Veranstaltungen 15.07.2024 20:07von Solonia Orga • 151 Beiträge
RE: Vor "Der Preis der Ewigkeit"
in Zwischen den Veranstaltungen 15.08.2024 17:33von Solonia Orga • 151 Beiträge
Klick...Klick...Klack!
Zum ungezählten Male verweigerte der Mechanismus seine Mitarbeit. Bolthar, der "Füchs", atmete hörbar aus und zog langsam den gebogenen Metallstab zurück. Mit dem Hemdsärmel wischte er sich über die Stirn und ließ seinen Blick über die verzierte Metalltür wandern.
In seinem Leben hatte er niemals einen so raffinierten Tresor gesehen und er hatte nicht vor in den Strom einzugehen, bevor er ihm seine Geheimnisse entrissen hatte. Drei Schranken hatte Marcian MacMellon, der verblichene Herr der Licht-Au, bereits überwunden. Eine weitere hatte Bolthar aus dem Weg geräumt. Doch der letzte Mechanismus war widerspenstiger als der Meisterdieb es sich hatte träumen lassen.
In einem seiner Briefe hatte Marcian davon berichtet, dass Murwin der Mürrische, erster Herr der Licht-Au, den Tresor für seine größten Erfindungen entworfen hatte, doch alle Schätze und Artefakte waren 996 in die Eis-Au gegangen. Dennoch gab es ein Pergament, das von einem Inhalt größter Wichtigkeit sprach. Was verbarg sich also hinter dem Federmechanismus?
Tage vergingen und mit den Werkzeugen stumpfte auch die Motivation ab. Bolthar wanderte durch die Bibliothek des großen Anwesens und las was immer ihm in die Hände kam.
Eine Tatsache machte ihn stutzig. Murwin hatte sein Eigentum immer eifersüchtig geschützt. Nach seinem Tod konnte jedoch alles geborgen und fortgeschafft werden. Wie hatten es andere...unfähigere...geschafft diesen Tresor zu öffnen?
Plötzlich traf es Bolthar wie ein Blitz! Murwin war unter den Trümmern seiner Werkstatt begraben worden. Bei einem Erdbeben! Der Federmechanismus konnte nicht mit äußerlichen Mitteln geöffnet werden! Der "Füchs" stürzte in den Keller und begutachtete den Tresor mit anderen Augen. Niemand hatte es geschafft den Tresor zu öffnen. Er war von selbst aufgegangen! Zuerst vorsichtig, doch dann immer stärker, rüttelte Bolthar an der massiven Konstruktion. Nichts. Er wollte sich nicht rühren. Verärgert trat der Meisterdieb gegen den Tresor, als der Boden anfing zu rumoren. Immer stärker wurde das Beben und ein lautes Klicken mischte sich unter das Geräusch herabfallender Trümmer. Etwas traf Bolthar hart an Kopf und Schulter und schickte ihn zu Boden.
Für einen Moment...vielleicht hatte er auch das Bewusstsein verloren...war der Meisterdieb orientierungslos. Das Beben hatte nachgelassen und als er sich erhob spürte Bolthar, dass ein starker Schmerz durch seinen Oberkörper schoss. Sein rechter Arm wollte ihm nicht mehr gehorchen und so kam er nur langsam auf die Beine. Die Tür des Tresors hatte sich geöffnet und gab den Blick auf ein einziges Stück Inhalt preis. Etwas Schutt mit dem Fuß beiseite schiebend, öffnete der "Füchs" den Tresor noch weiter und griff nach dem roséfarbenen Stein. Er hatte schon mehrfach von den faustgroßen, sprechenden Steinen gehört, doch noch nie einen gesehen. Dieser hier jedoch war...deutlich größer. Einen Moment lang wurde die Hand, mit der er den Stein hielt, grünlich durchscheinend. Der Griff wurde fester und Bolthar wandte sich dem Ausgang zu. Jemand anderes würde wissen was mit den Informationen in diesem Stein zu tun war und...
Er erstarrte. Am oberen Rand der Treppe war eine Gestalt erschienen, die er zuerst nicht deutlich erkennen konnte. Erst als sie langsam die Stufen herab kam, wurde er der grau-grünen Haare gewahr. Eine Welle warmer Energie traf ihn und er wich einen Schritt zurück.
Bolthar: "Nein! Ich bin noch nicht bereit."
Lenara: "Es macht keinen Unterschied, Bolthar. Das Schicksal dieser Welt ist unabwendbar. Warum gegen das unvermeidliche ankämpfen?"
Sie lächelte und streckte ihm ihre Hand entgegen.
Bolthar: "Was auch immer dieser Stein zeigt ist von großer Wichtigkeit. Er muss in die Hände der anderen Auen-Herren gelangen!"
Das grünhaarige Mädchen zog ihre Hand nicht zurück, doch ballte die Finger langsam.
Lenara: "Gut. Ich gewähre euch etwas mehr Zeit...doch zu meinen Bedingungen."
RE: Vor "Der Preis der Ewigkeit"
in Zwischen den Veranstaltungen 15.09.2024 20:40von Solonia Orga • 151 Beiträge
Kiacor lag auf der verdorten Wiese, mitten im Garten der Burg. Ihr Blick hing an den Sternen, die ihr aus der Ferne immer wieder zuzwinkerten.
Kiacor: "Manchmal wünschte ich mir, ich könnte einfach davon fliegen."
Eine Hand strich ihr über den Kopf. Als sie den Kopf nach hinten neigte, kreuzte sie den Blick mit Savenius. Der einstige Baron der Elfen-Au war alt geworden. Längst wäre er in den Strom eingegangen, hätte seine Frau ihn nicht zu einem Strigoi gemacht.
Die Taschendrachin sah es ganz genau vor sich. Der Tag an dem sie sich das erste Mal begegnet waren und er sie eingeladen hatte in der Baronie zu bleiben. Es waren einfache Jahre gewesen, doch auch schöne.
Savenius: "Wohin würdest du gehen, wenn du könntest?"
Kiacor: "Ich würde andere Welten besuchen. Abenteuer erleben."
Savenius: "Drachen töten?"
Sie funkelte ihn böse an, doch er lächelte milde. Seleyana ließ sich neben ihrem Mann nieder und gab ihm einen liebevollen Klaps gegen den Hinterkopf.
Seleyana: "Treib keinen Spaß mit ihren Träumen."
Savenius rieb sich den Hinterkopf und versuchte ernst auszusehen.
Kiacor: "Nein...er hat auf seine Weise Recht. Egal was ich mir wünsche, es sind nur Träume."
Vendrion: "Du bist der Schlüssel zum Plan der Drachen."
Der Sohn der beiden Strigoi stand mit den Rücken zu den anderen und blickte über das Land. In weiter Ferne verhüllten noch immer dicke Rauchschwaden den Blick gen Amerionische Ebene.
Kiacor: "Ich werde nicht ohne einen Kampf gehen."
Sie erhob sich und guckte trotzig. Doch Vendrion wandte sich um und schüttelte den Kopf.
Vendrion: "Du hast keine Chance gegen sie. Das hat niemand."
Kiacor: "Aber ich..."
Vendrion: "Die Lichtelfen...die Elemente...alle haben es versucht."
Kiacor: "Aber noch kein Taschendrache!"
Sie funkelten einander an, bis eine versöhnliche Stimme die Stille durchbrach.
Savenius: "Du wirst deinen Weg finden, kleiner Drache. Das hast du immer. Und wenn du ihn nicht allein gehen kannst, wirst du jemanden finden, der dich begleitet."
Er blickte auf seine Finger, die in leicht grünlichem Schimmer leuchteten.
Savenius: "Du solltest nun gehen. Unsere Zeit ist bald gekommen."
Er lächelte als Kiacor ihn umarmte und sich dann ebenso an Seleyana wandte.
Kiacor: "Danke... Danke dass ich in euch eine Familie gefunden habe."
Savenius: "Du bist die Tochter, die wir nie hatten. Und wahrscheinlich mein Lieblingskind."
Er lachte leise, doch musste dann husten. Als Kiacor vor Vendrion trat, guckte er leicht sauertöpfisch. Doch als die Taschendrachin ihm leicht gegen die Schulter knuffte, nickte er.
Vendrion: "Möge das Elemente Wasser dich auf deinem Weg begleiten...kleine Schwester."
Kiacor flog durch die Nacht und versuchte ihre Tränen zurück zu halten. Als sie einen Moment verhielt und zurück blickte, sah sie in der Ferne ein helles, grünes Leuchtfeuer erstrahlen. Sie wusste dass sie nun allein war. Einzig Almenos würde noch auf sie warten, wenn es nicht auch schon für ihn zu spät war. Wut überkam die Taschendrachin. Sie konnte das nicht hinnehmen! Sollte jeder den sie gern hatte gehen müssen? Nein. Sie würde etwas dagegen tun! Eine kleine Flammenlanze ausstoßend nahm sie wieder Geschwindigkeit auf. Sie wusste genau wem sie sich stellen musste!
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